Christophe Honoré hat nun schon sieben Mal einen Film in Cannes vorgestellt. Sein letzter Auftritt an der Croisette war 2019 mit Chambre 212 in Un Certain Regard, doch wir müssen bis ins Jahr 2018 mit Plaire, aimer et courir vite zurückgehen, um den französischen Regisseur im offiziellen Wettbewerb zu finden.
Während sie mit zunehmendem Alter immer mehr ihrer Mutter ähnelt, hat Chiara Mastroianni plötzlich das unwiderstehliche Bedürfnis, sich in Marcello Mio, dem neuen Film von Christophe Honoré, der im offiziellen Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 2024 gezeigt wird und bereits seit dem 21. Mai in den Kinos läuft, als ihr Vater zu verkleiden.
In einer ersten, sehr lustigen Szene sieht sich die Schauspielerin mit platinblonder Perücke und engem schwarzem Kleid gezwungen, in den Brunnen Saint-Sulpice zu springen, um für ein Shooting als Anita Ekberg verkleidet die berühmte Szene aus Fellinis La Dolce Vita nachzuspielen, in der sie Chiaras Vater Marcello Mastroianni mit dem berühmten "Marcello, come here!" auffordert, sich zu ihr zu gesellen.
Gleich darauf folgt ein Casting der Regisseurin Nicole Garcia, die sie anweist, die Szene "mehr Mastroianni und weniger Deneuve" zu spielen, woraufhin Chiara antwortet, dass sie eher glaubte, "Chiara zu sein". Plötzlich sieht sie vor ihrem Spiegel - in einer recht gelungenen Morphing-Sequenz - das Gesicht ihres verstorbenen Vaters anstelle ihres eigenen. Daraufhin beginnt sie mit einer körperlichen Transformation, um ihm ähnlicher zu werden.
Diese Identitätskrise ist zwar rührend (sie raucht, bewegt sich und spricht mit zum Himmel gerichteten Händen auf die gleiche Weise wie ihr Vater) und entlockt uns auch einige Schmunzler (wie die unwahrscheinliche Verfolgungsjagd von Marcello-Mastroianni-Doppelgängern), aber diese Generationenreise führt nicht weit - außer nach Rom - und erlaubt es diesem Nepo-Baby nicht einmal, sich aufrichtig über ihren Platz alsSchauspielerin und Tochter von zu fragen.
Ebenso ist es nur ein kleiner Schritt von der Intimität zur Nabelschau, den Christophe Honoré ohne Unterbrechung geht. Mit Marcello Mio liefert er einen kleinen mondänen Film, der sich nicht einen Moment lang von seinem bürgerlichen Umfeld löst, während der kleine Bienenstock von Vertrauten - Catherine Deneuve, Benjamin Biolay, Melvil Poupaud, Fabrice Luchini, Nicole Garcia, in ihren eigenen Rollen - nicht aufhört, um die Schauspielerin herumzuwuseln, die sich 'wie der Geist ihres Vaters' fühlt.
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