Lernen, den Finger heben, keine Fehler machen. Sich wünschen, dass die Lehrerin oder der Lehrer sagt: " Das ist gut! ". Lesen, schreiben und rechnen zu können ist nicht immer einfach... Den Kindern etwas beibringen, in ihren Augen erkennen, wo es klemmt, sie ermutigen und ihnen helfen. Sie zum Lesen und Singen bringen... Lernen, auf dem Schulhof miteinander zu reden, anstatt sich zu prügeln. In ihrem neuen Dokumentarfilm Apprendre, der als Sondervorstellung bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 gezeigt wurde, zieht die Kamera von Claire Simon für einige Monate in eine Schule der Republik, dieGrundschule Anton Makarenko in Ivry-sur-Seine, einem Vorort von Paris.
Hier leben die verschiedenen Gemeinschaften in perfekter Harmonie nebeneinander - das Zusammenleben ist einer der wichtigsten Begriffe im Unterricht, in dem man lernt, kein schlechter Spieler zu sein und die anderen sprechen zu lassen - in Klassen, die von der kleinen Sektion bis zur fünften Klasse reichen. Die Dokumentarfilmerin, die sich bereits in der Vergangenheit mit der Schule auf der Hofseite beschäftigt hat (in ihrem Dokumentarfilm Récréations , 1992), konzentriert sich diesmal auf das Innere von zwei Klassen, die sich brav verhalten: eine Klasse mit Kleinkindern und eine Klasse mit älteren Schülern, die sich darauf vorbereiten, das Nest zu verlassen und in die Mittelschule zu gehen.
Der Film Apprendre, der die meiste Zeit aus Kinderhöhe gefilmt ist und eine immersive Schulterkamera mit Nahaufnahmen der Gesichter der Kinder verwendet, die in die Tagesaktivitäten vertieft sind, bringt uns schließlich unsere eigenen Schulerinnerungen zurück - den Tisch des Unruhestifters vor dem Klassenzimmer, die Pausenspiele mit zufälligen Regeln, die Suppe aus Blättern und Matsch. Ohne Voice-over, ohne jemals die vierte Wand zu durchbrechen (oder fast), tritt das Dispositiv dann völlig in den Hintergrund, um nur der Natürlichkeit Platz zu machen, wobei einige Szenen in die Länge gezogen werden, um dieEnergie auf dem Schulhof und die Synergie der Schüler untereinander, ihre Beziehung zur Figur des Lehrers und den ritualisierten Alltag einzufangen.
Es stimmt zwar, dass das Filmen eines so liebenswerten Stoffes garantiert Emotionen beim Zuschauer auslöst, ähnlich wie die Videos von Kätzchen im Internet, doch Claire Simons Dokumentarfilm geht über diese einfache Feststellung hinaus. Denn obwohl es sich um einen sonnigen Dokumentarfilm handelt, der uns die ganze Zeit über ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, zeigt Apprendre auch die Härte der Kinder untereinander - bei manchen die Dummheit unter dem Deckmantel der Bosheit - wie in dieser Mobbingszene auf dem Schulhof; oder einige bittere Momente, wenn die Religion in die Worte der Kinder einfließt.
In einer Zeit des Verfalls der öffentlichen Schulen erinnert Apprendre daran, dass es sich hierbei um den schönsten Beruf der Welt handelt, und stellt sich als Verteidiger einer bestimmten Bildung dar, die um jeden Preis erhalten werden muss. Mehr als nur ein Ort, ein humanistisches, säkulares, auf jedes Kind zugeschnittenes Heiligtum und Lehrer, die sich für die ihnen übertragene Aufgabe einsetzen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Dokumentarfilm nicht zum Archiv einer vergangenen Epoche wird.
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