Unter der Kuppel hat die frankophone Literatur erneut geglänzt. Der Grand Prix du roman de l'Académie françaisewurde am Donnerstag, den 30. Oktober 2025, an Yanick Lahens für ihren Roman Passagères de nuit verliehen, der im Verlag Sabine Wespieser erschienen ist. Dieser mit 10.000 Euro dotierte Preis steht in der Tradition derAcadémie française, die seit 1915 jedes Jahr einen französischsprachigen Autor auszeichnet. Die Wahl fand in Paris nach drei besonders umkämpften Wahlgängen statt.
Die haitianische Schriftstellerin gewann knapp mit elf Stimmen gegen Pauline Dreyfus und ihren Roman Un pont sur la Seine (Grasset), die zehn Stimmen erhielt. Der dritte Finalist, Alfred de Montesquiou, war mit Le Crépuscule des hommes (Robert Laffont) im Rennen. Diese Entscheidung fällt kurz vor den anderen großen Literaturpreisen des Herbstes, wie dem Femina, dem Goncourt, dem Renaudot oder dem Médicis.
Yanick Lahens, 1953 in Port-au-Prince geboren, ist 71 Jahre alt und eine anerkannte Persönlichkeit der haitianischen Literatur. Als Preisträgerin des Prix Femina 2014 für Bain de lune setzt sie ihr Werk zu den Themen Erinnerung, Weitergabe und die Situation der Frau fort. In Passagères de nuit(Nachtpassagiere)würdigt die Autorin laut der Vorstellung ihres Verlegers„die Linie der Frauen, aus der sie stammt, mit Hoffnung und Widerstand”. Der Roman zeichnet den Weg mehrerer Generationen nach, von Elizabeth, geboren 1818 in New Orleans, bis zu Régina, die ein halbes Jahrhundert später in Haiti„arm unter den Armen” geboren wurde.
Das Werk thematisiert auch die tragische Realität der„Passagères de nuit”(Nachtpassagierinnen), die auf Sklavenschiffen verschleppt wurden, in einer Erzählung, die zwischen Schmerz und Widerstandskraft wechselt. Diese Frauen, schreibt Lahens, gehen mit dem Motto voran:„Immer vorwärts gehen, ohne sich umzudrehen”.
Dieser Preis ist auch eine Anerkennung für den Verlag Sabine Wespieser, einen 2002 gegründeten unabhängigen Verlag, der sich auf die Veröffentlichung frankophoner Autoren spezialisiert hat. Der Verleger, der bereits mehrfach in der Literaturlandschaft ausgezeichnet wurde, sieht damit seine Rolle bei der Förderung einzigartiger und engagierter Literatur bestätigt.
Mit Passagères de nuit setzt Sabine Wespieser ihre Arbeit zur Förderung von Autoren unterschiedlicher Herkunft fort und festigt damit ihren Platz in der französischen Verlagslandschaft. Yanick Lahens tritt damit die Nachfolge des französisch-venezolanischen Autors Miguel Bonnefoy an, der 2024 für Le Rêve du jaguar (Rivages) ausgezeichnet wurde.
Die Verleihung des Grand Prix du roman de l'Académie française markiert den Beginn der Saison der Literaturpreise in Frankreich. Wenige Tage vor der Bekanntgabe der Femina-, Goncourt-, Renaudot- und Médicis-Preise gibt diese erste Auszeichnung den Ton für einen Herbst an, der ganz im Zeichen der Literatur und der Vielfalt der französischsprachigen Stimmen steht.
Diese Auszeichnung bestätigt Yanick Lahens' Platz unter den großen Persönlichkeiten der zeitgenössischen Literatur und erinnert gleichzeitig an die Bedeutung der Rolle der Frauen bei der Weitergabe des kollektiven Gedächtnisses und der Geschichte der Völker.
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