Mit Ein simpler Unfall (Originaltitel Yek tasadef sadeh) setzt Jafar Panahi ein weiteres Kinowerk in Szene, das im Rahmen der Offiziellen Wettbewerb beim Cannes Filmfestival 2025 gezeigt wird, wo er die prestigeträchtige Palm von Cannes gewinnt. Das von dem iranischen Regisseur geschriebene und inszenierte Werk kommt am 1. Oktober 2025 in französische Kinos. Für die Hauptrollen sind Vahid Mobasseri, Mariam Afshari und Ebrahim Azizi zu sehen.
Dieses Cannes-Gewinn markiert einen Meilenstein in der Karriere von Jafar Panahi, der der einzige Regisseur in der Geschichte ist, der die höchsten Auszeichnungen der bedeutendsten internationalen Festivals gesammelt hat: die Goldene Kamera in Cannes (Der weiße Ballon), den Goldenen Leoparden in Locarno (Der Spiegel), den Goldenen Löwen in Venedig (Der Kreis), den Goldenen Bären in Berlin (Taxi Téhéran) – und jetzt auch die Palme d'Or.
Iran in der Gegenwart. Ein Mann begegnet zufällig jemandem, den er für seinen früheren Peiniger hält. Während sich der Familienvater vehement gegen die Behauptung sträubt, einst als Folterer tätig gewesen zu sein, keimt Zweifel auf. Ausgehend von dieser scheinbar alltäglichen Situation entfaltet der Film eine Geschichte über traumatische Erinnerungen, Rache und die Unmöglichkeit, vergangene Kapitel endgültig abzuschließen.
Während einer Autofahrt überfahren eine Familie einen Hund. Das kleine Mädchen ist verzweifelt, die verschleierte Mutter sieht darin ein Zeichen Gottes, der Vater bleibt völlig ruhig. Es mag kein Skandal sein, doch genau das ist der Ausgangspunkt für Jafar Panahis neuen Film, Nur ein Unfall, der in der Offiziellen Auswahl beim Festival von Cannes 2025 vorgestellt wird.
Wenn das Ereignis aus dem Titel bereits in der ersten Minute passiert – in einer Szene voller mysteriöser Atmosphäre, deren Ton und Bildgestaltung irritieren – folgt der Film des iranischen Regisseurs dem Prinzip des Schmetterlingseffekts. Aus einem scheinbar unbedeutenden Vorfall entwickelt sich eine vielschichtige Geschichte, die tiefere Ebenen berührt.
Der Mann, der das arme Tier überfahren hat, ist gezwungen, sein Auto in die nächste Werkstatt zu bringen. Dort erkennt ihn Vahid anhand des eigenwilligen Quietschen seiner Prothese. Der Mechaniker ist überzeugt, dass er nicht der liebevolle Familienvater ist, als den er in der Eröffnungsszene erscheint, sondern vielmehr ein Regimeregime-Inspektor, der Folterer, der ihn monatelang im Gefängnis gequält hat.
Einmal mehr zeigt Jafar Panahi unerschütterlichen Mut. Nachdem er 2010 zum Schweigen verurteilt wurde und 2022 bis 2023 erneut im Gefängnis landete, setzt er weiterhin ein kraftvolles Zeichen gegen die Politik im Iran. Seine zweite Haftzeit, die er gemeinsam mit anderen Gefangenen verbrachte, ist der Ansporn für seinen neuesten Film.
Vahid beschließt, den Mann zu entführen, den er für die richtige Person hält, und versammelt eine bunte Truppe von ehemaligen Häftlingen um sich, die beobachten sollen – und vielleicht sogar bestätigen –, ob er wirklich der Täter ist. Gemeinsam landen sie auf der Ladefläche eines Lieferwagens, in einem engen Raum, der manchmal fast schon komisch wirkt, trotz des ernsten Themas.
Der Film spielt ständig mit Tonbrüchen. Jafar Panahi setzt einen unerwarteten Humor ein, vor allem in einer Szene im Krankenhaus, in der Vahid, fälschlicherweise für den Vater des Neugeborenen gehalten, beauftragt wird, Kuchen für die Feier zu kaufen. Diese scheinbar leichten Momente heben im Kontrast die Brutalität der Haft- und Foltergeschichten im Gefängnis hervor, die im Verlauf der Gespräche immer wieder aufkommen.
Plötzlich weicht das Lachen der Wut. Das letzte nächtliche Verhör, gefilmt im grellen Schein der Scheinwerfer, markiert eine ungewöhnlich heftige Tonwechsel. Bis zum letzten Bild, nur noch akustisch, schweigend unheilvoll, das eine bleibende, unterschwellige Angst evoziert, ohne an Intensität zu verlieren.
Unerlaubt gedreht, ohne offizielle Genehmigung, zeigt Ein einfacher Unfall die Fortsetzung des Widerstandskinos von Jafar Panahi. Nach seiner gewohnten Methode setzt der Regisseur auf die volle Hingabe seiner Schauspieler – sowohl erfahrene Darsteller als auch Laien – und entscheidet sich bewusst, alle Namen im Abspann zu nennen, trotz der Gefahr, die das mit sich bringt.
Ein simpler Unfall
Film | 2025
Kinostart: 1. Oktober 2025
Drama | Dauer: 1h44
Von Jafar Panahi | Mit Vahid Mobasseri, Mariam Afshari, Ebrahim Azizi
Originaltitel: Yek tasadef sadeh
Herkunftsland: Iran
Mit dieser Goldenen Palme etabliert sich Ein einfacher Unfall als ein bedeutendes Werk des zeitgenössischen politischen Kinos. Durch eine gelungene Kombination aus Spannung, schwarzem Humor und moralischer Reflexion setzt Jafar Panahi seinen künstlerischen Kampf fort, um den Stimme zu verleihen, die das System zum Schweigen bringen möchte.
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