Eine Nachricht, die die Pariser Gastronomieszene wie eine Bombe erschüttert. Guy Martin verlässt das Grand Véfour, nach 34 Jahren an der Spitze dieses Institution im Palais-Royal. Der 68-Jährige, der die Küchen 1991 übernahm und 2011 die Räumlichkeiten erwarb, übergibt das Zepter an den Gruppe Paris Society von Laurent de Gourcuff, wie die Le Figaro berichtet.
In einer Mitteilung zeigte sich Guy Martin "froh über die Zukunft des Grand Véfour". Es ist klar, dass der Spitzenkoch einen bedeutenden Abschnitt seines Lebens abschließen möchte, um neue Wege zu gehen. Und das ist kein gewöhnlicher Neuanfang: Er gibt auch seine drei Pariser Bistrorestaurants auf – Pasco im 7. Arrondissement, A Noste im 2. und Augustin im 14. Bezirk.
Guy Martin legt seine Messer nicht endgültig nieder! Der Küchenchef hat viele Pläne im Kopf, vor allem in Italien, wo er seit einigen Jahren ansässig ist. Er ist Eigentümer und Winzer von Bio-Weinen in den Regionen Apulien, mit seiner Primissimo-Ernte, die im Salento produziert wird. Doch das ist noch nicht alles: In Nardò hat er drei beeindruckende Paläste aus dem 18. Jahrhundert gekauft und in charmante Gästehäuser umgewandelt. Damit lebt er seine italienische Dolce Vita zwischen Weinbergen und historischem Erbe.
Auf Pariser Seite setzt Guy Martin alles auf Anfang. Der Koch schließt seine drei Bistros, die er unter dem Namen „Maison Guy Martin“ zusammengeführt hatte. Damit verschwindet Pasco mit seinem überwältigenden Blick auf die Invalides, A Noste mit seiner baskischen Tapas-Atmosphäre in der Nähe der Börse, sowie Augustin, das gemütliche Bistro in der Rue Daguerre. Ein radikaler Schnitt für den Koch, der in den vergangenen Jahren vermehrt auf zugänglichere Konzepte gesetzt hatte.
34 Jahre sind eine lange Zeit! Guy Martin betrat das Grand Véfour bereits 1991, zu einer Zeit, als das Restaurant unter den Arkaden des Palais-Royal bereits in vollem Glanz erstrahlte. Hier erlebte der Küchenchef seine absolute Hochphase, als er im Jahr 2000 die drei Michelin-Sterne erhielt. Dieser Höhepunkt hielt bis 2008 an, als der Guide Rouge ihm eine Sterneinbuße auferlegte. Das Lokal verlor später auch seine letzten Auszeichnungen in der Ausgabe 2021.
Anstatt an den Sternen festzuhalten, traf Guy Martin eine mutige Entscheidung: Er wollte den Grand Véfour zugänglicher machen. Bereits 2019 begann er, sein traditionsreiches Restaurant neu zu denken. Nach dem dritten Lockdown im Jahr 2021 öffnete er es wieder mit einer neuen Ausrichtung: Die Preise wurden gesenkt, und vor allem wurde eine schöne Terrasse unter den Arkaden des Gartens hinzugefügt. Ziel war es, mehr Menschen die Chance zu geben, diesen Ort zu entdecken, wo einst Napoléon, Colette und Jean Cocteau zu Gast waren. Dieser Kurswechsel in Richtung Demokratisierung prägte die letzten Jahre seines Engagements im Véfour.
Der neue Besitzer des Grand Véfour ist niemand Geringeres. Laurent de Gourcuff ist der König des Pariser Nachtlebens und Leiter der Paris Society-Gruppe, einem wahren Hospitality-Imperium mit über 60 Betrieben. Er ist unter anderem verantwortlich für Le Laurent auf den Champs-Élysées (mit Küchenchef Mathieu Pacaud), Monsieur Bleu im Palais de Tokyo, l'Abbaye des Vaux de Cernay sowie das legendäre Maxim's, das er vollständig renoviert hat. Das Unternehmen gehört seit Ende 2022 zur Accor-Gruppe, doch Laurent de Gourcuff bleibt der führende Kopf an der Spitze.
Derzeit ist unklar, was Paris Society mit dem Grand Véfour vorhat. Die Gruppe ist bekannt dafür, historische Orte in trendige Hotspots zu verwandeln, in denen Gastronomie auf stilvolles Ambiente und modernes Design trifft. Werden wir es mit einem Grand Véfour zu tun bekommen, der mehr Lifestyle und Party-Flair bietet, oder bleibt der Ort seinem Ruf als klassisches Gourmetrestaurant treu? Das Geheimnis ist noch gelüftet. Eins ist jedoch sicher: Die Veränderung dürfte erheblich ausfallen.
Eines ist sicher: Das Grand Véfour, als Monument historique geschützt wegen seiner prächtigen barocken Dekors und bemalten Decken aus dem 18. Jahrhundert, bereitet sich darauf vor, ein neues Kapitel seiner 240-jährigen Geschichte aufzuschlagen. Guy Martin wird sich allerdings vom Pariser Szene verabschieden, um sich auf seine italienischen Projekte zu konzentrieren und seine Villa in den Apulien zu genießen. Wir dürfen gespannt sein auf 2025, wenn die neue Version dieser Institution im Palais-Royal erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird.
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