Wussten Sie schon? Das „Hameau de la Reine“ in Versailles stand kurz vor dem Verfall – doch es wurde durch Napoleon I. gerettet.

Von Graziella de Sortiraparis · Fotos von My de Sortiraparis · Aktualisiert am 30. Dezember 2025 um 18:05 · Veröffentlicht am 30. Dezember 2025 um 15:02
Es ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Versailles. Zwischen 1783 und 1786 im Herzen des Petit Trianon erbaut, erinnert das Könighäuschen an ein normannisches Dorf, das in der Zeit eingefroren schien. Doch hinter den strohgedeckten Fassaden und den Gemüsegärten verbergen sich Geschichten, die weit entfernt sind von dem klischeehaften Bild der "Operettenbäuerin", das man Marie-Antoinette häufig zuschreibt.

Gelegen in Versailles, am Rande des Petit Trianon, befindet sich das Hameau, eine architektonische Kuriosität, die auf Wunsch von Marie-Antoinette, in Zusammenarbeit mit ihrem Architekten Richard Mique, entstand. In einer Zeit, die von Jean-Jacques Rousseaus Ideen über die Rückkehr zur Natur geprägt war, wollte die Königin einen Ort der absoluten Rückzugsfähigkeit schaffen, um der strengen Atmosphäre am Hof zu entkommen. Dieses Schein-Dorf mit zwölf Häusern war kein bloßer Schauplatz: Es war eine echte landwirtschaftliche Farm, die sowohl der Erziehung der königlichen Kinder als auch der Versorgung des Hofes mit Nahrung diente.

Das Geheimnis des vorgetäuschten Verfalls

Wussten Sie schon? Damit das Dorf authentisch wirkt, haben die Königin und ihre Berater die Maler dazu angehalten, bei der Gestaltung zu tricksen. Es wurden künstliche Risse in die Wände gemalt, falsches Moos auf die Dächer gesetzt und handgemalte, zerbrochene Ziegelstein-Optiken angebracht. Dieser aufwändige Trick, um den Eindruck alter Bausubstanz zu erwecken, war äußerst kostspielig und sollte die romantische und pittoreske Atmosphäre des Ortes unterstreichen — als hätte das Dorf schon seit Jahrhunderten bestanden.

Ein echtes Modernes Bauernhaus

Entgegen der Legende trank Marie-Antoinette nicht gerne die Milch aus den goldhornigen Kühen. Das Hameau war eine Musterfarm. Hier gab es Rassen seltener Tiere (Schweizer Kühe, bestimmte Ziegenrassen), einen echten Müller, der das Getreide mahlte, sowie Gärten, die Früchte und Gemüse für den Hof anbauten. Es war eine Vorführung moderner Landwirtschaft, noch bevor der Begriff üblich wurde.

Das Queen’s House: Ein verstecktes Königspalais

Von außen wirkt es wie ein typisches Landhaus. Doch im Inneren verbirgt sich eine Welt voller Luxus. Das Haus der Königin beherbergte einen Billardtisch, einen Musikraum und prunkvoll eingerichtete Appartements mit feinen Holzvertäfelungen. Marie-Antoinette empfing hier ihre engsten Vertrauten zu Abendessen, bei denen die strengen Etikette von Versailles keine Rolle spielte: Hier wurde nicht aufgestanden, wenn die Königin den Raum betrat.

Das Geheimnis des Felsen und der Höhle

Das Hameau birgt auch eine geheimnisvolle Seite. Nicht weit von den Häusern entfernt liegt eine künstliche Höhle, verborgen unter einem schroffen Felsen. Dieses war der Lieblingsort der Königin zum Lesen. Wussten Sie das? Am 5. Oktober 1789 war genau dort, als sie in ihrer Höhle oder in der Nähe des Felsen saß, ein Bote zu ihr gekommen, um sie zu informieren, dass die Pariser Bevölkerung nach Versailler marschierte. An diesem Tag würde sie niemals zurückkehren.

Ein Dorf am Rande des Vergessens

Nach der Revolution ist das Hameau in Trümmern liegengelassen worden. Es war Napoléon I., der das Dorf rettete und es für seine zweite Ehefrau, Marie-Louise, wieder aufbauen ließ. Er ließ sogar die am stärksten beschädigten Häuser abtragen, darunter die Scheune und die Molkerei, und bewahrte nur die stabilsten Bauten. Ohne den Kaiser würde dieses intime Zeugnis von Marie-Antoinettes Leben heute vermutlich nicht mehr existieren.

Praktische Informationen

Standort

Château de Versailles
78000 Versailles

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