Nach den schrillen und überbordenden Landschaften von David Hockney wird die Fondation Louis Vuitton zur weißen Leinwand, um einen der Giganten der zeitgenössischen Kunst, Gerhard Richter, in einer XXL-Retrospektive zu begrüßen. Der 1932 in Dresden geborene deutsche Maler setzt seine Pinsel - oder besser gesagt seine Schaber - im 16. Arrondissement von Paris für eine umfassende Ausstellung ab, die 60 Jahre überschäumenden Schaffens umfasst.
Von der fotografischen Unschärfe bis zur reinsten Abstraktion, vom Pinselstrich bis zu Experimenten auf Glas verwischt Richter mit verblüffender Leichtigkeit die Spuren und Genres. Zwischen Figuration und Abstraktion ist jedes Werk ein geschickt komponiertes visuelles Rätsel - Richter malt nie das, was er sieht, sondern das, was er zu zeigen wählt. Und genau darin liegt die Herausforderung: Anders sehen zu lassen.
Vom 17. Oktober 2025 bis zum 2. März 2026 werden 270 Werke in allen Räumen der Stiftung ausgestellt. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skulpturen aus Stahl oder Glas, übermalte Fotografien ... ein Kaleidoskop visueller Erfahrungen von 1962 bis 2024. Eine Premiere, sowohl in Bezug auf die Dichte als auch auf die Zeitlichkeit!
Mit Galerie 1 (1962-1970), in der die Fotografie als Filter und Sprungbrett dient, geht es ans Eingemachte. Onkel Rudi, Tante Marianne, die Bomber... Hinter der scheinbaren Neutralität beschwört Richter seine eigene Geschichte und die eines Landes herauf. Ein erster Wendepunkt sind auch die Vier Glasplatten und die Farbtafeln, in denen das Bild taumelt, zerfällt und sich spiegelt.
In Galerie 2 (1971-1975) fließt es... im wahrsten Sinne des Wortes! Platz für Vermalungen, Graue Malereien und kontrollierte Auflösungen. Besondere Erwähnung verdienen die 48 Porträts der Biennale von Venedig 1972 oder diese Verkündigung von Tizian, die im Stil Richters neu interpretiert wurde: dekonstruierter Klassizismus, mit Ironie pigmentiert.
Die Galerie 4 (1976-1986) markiert den Eintritt in dieAbstraktion. Man untersucht die Materie und zoomt auf die Geste. Der Pinsel wird bei Strich zum Thema, während Richter mit Porträts seiner Tochter Betty und neu erfundenen Landschaften und Stillleben auch das Intime nicht vergisst.
Kurs auf die Dunkelheit in Galerie 5 (1987-1995). Die deutsche Geschichte holt die Leinwand mit 18. Oktober 1977 ein, einer ergreifenden Serie, die vom MoMA ausgeliehen wurde. Richter erreicht hier eine rohe, fast schmerzhafte Intensität. Im selben Atemzug kehrte er mit Sabine mit Kind zu seinen frühen Familienmodellen zurück und schuf tiefe, quälende Abstraktionen.
In den Galerien 7 und 9 (1996-2009) spielt der Zufall eine große Rolle. Ob kleines Format oder großes Wandgemälde, alles ist dabei: Silikat, 4900 Colors und die erhabenen Cage Paintings, eine nuancenreiche Hommage an den Komponisten John Cage.
Dann kommen die Galerien 9 und 10 (2009-2023) für eine letzte Salve von Überraschungen: Werke auf Glas, digital erzeugte Strip Paintings und Birkenau, eine eindringliche Serie, die aus Schnappschüssen aus einem Nazi-Lager entstanden ist. Schlicht, frontal, essentiell.
Filigran durchzieht die Skulptur den gesamten Parcours. Schließlich bilden drei Räume , die Aquarellen, Zeichnungen und übermalten Fotos gewidmet sind, einen sensiblen Kontrapunkt, in dem Papier, Tinte und Transparenz die visuellen Obsessionen erahnen lassen, die bei Richter immer in Bewegung sind, auch nachdem er 2017 den Pinsel niedergelegt hat.
Gerhard Richter malt, kratzt, verwischt, schneidet, poliert, reflektiert - wortwörtlich und metaphorisch. Eine meisterhafte Ausstellung, die das Bild und seine Reflexion, die Form und ihre Auslöschung einfängt.
Termine und Öffnungszeiten
Von 17. Oktober 2025 bis 2. März 2026
Standort
Louis Vuitton Stiftung
8 Avenue du Mahatma Gandhi
75116 Paris 16
Zugang
1 Station Les Sablons
Tarife
Tarif - 3 ans : Kostenlos
Tarif étudiant (jeudi uniquement) : Kostenlos
Tarif - 18 ans : €5
Tarif - 26 ans : €10
Plein tarif : €16
Offizielle Seite
www.fondationlouisvuitton.fr
Reservierungen
www.fondationlouisvuitton.fr
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Weitere Informationen
Variable Arbeitszeiten während der Schulferien











































